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Landschaften im Gästesaal

Herstellungsjahr: um 1760

Technik: Holzmalerei

Im ehemaligen Gästesaal im ersten Stock stehen heute drei doppeltürige Schränke, die mit Landschaften, umrahmt von Rocaillen, bemalt sind. Einer davon weist im Innern noch die ursprüngliche Einteilung auf, die vermuten lässt, dass sie für Archivschubladen bestimmt waren und vielleicht nach der Erneuerung des Westflügels der Konventsbauten entstanden sein könnten. Zu jener Zeit wurde ein Teil des Archivs, nämlich die Briefschaften über ablösliche und unablösliche Gefälle – Verpflichtungen zu Abgaben –, in die Procuratur verlegt. Ein Grossteil des Archivs blieb aber vielleicht im Priorat und erhielt möglicherweise in der
Umbauphase neue Schränke. Denn 1757 liess Prior Carolus Fanger den renovierten Westflügel mit Möbeln, Gemälden und anderem Notwendigem zu «namhaften Kösten» ausstatten, wie Josephus Wech berichtet. Dazu könnten diese Schränke gehört haben.
Die je zwei Füllungen der Schranktüren sind auf hellgrauem Grund einfarbig grau mit abwechslungsreichen Landschaften bemalt, die von lebhaften Rocaillen umrahmt sind. Die Rahmen der Füllungen sind bunt marmoriert. Die Landschaften erinnern an die Dekorationen der etwa gleichzeitig entstandenen Ofenmalerei und lassen vermuten, dass sie eventuell von Steckborner Ofenmalern ausgeführt worden sein könnten. So finden sich etwa wie auf manchen Kacheln furchterregend hohe, fragile Brücken, die von sichtlich ängstlichen Personen überquert werden. Ebenso furchterregend ist auch eine andere Landschaft mit einem Seesturm unter schwarz drohendem Himmel. Auf einer anderen ist an einer steinernen Brücke die lateinische Abkürzung SPQR zu sehen, die für «Senatus Populusque Romanus» (Senat und Volk von Rom) steht – das Hoheitszeichen des antiken Rom. Eine weitere Steinbrücke wird bekrönt von einer Statue mit Kruzifix in den Händen, unter der Figur ist ein Wappen zu sehen, das bisher nicht aufgelöst werden konnte.