Ikonografie: Landschaften
Wer durch Ittingens Räumlichkeiten schlendert, trifft erstaunlich oft auf Landschaftsdarstellungen, die man hier vielleicht weniger erwarten würde als Abbildungen religiösen Inhalts. Wie die üppige Dekoration der Klosterkirche stammen die Landschaftsbilder vorwiegend aus dem 18. Jahrhundert, dessen Zeitgeschmack demnach stärker gewirkt hat als die immer wieder betonte Einfachheit des Ordens und der Ausstattung seiner Bauten. Landschaften finden sich an Raum- und Möbeltüren, aber auch an Kachelöfen. Im Barock und Rokoko gehörten diese Motive zur üblichen Ausstattung weltlicher wie geistlicher Wohnräume und sie finden sich somit auch in Ittingen.
Gemeint sind hier natürlich nicht Landschaften als Hintergrund von biblischen Szenen, sondern solche, die das eigentliche Bildsujet sind, wobei sie durchaus auch von Figuren belebt sein können. Die Menschen und Tiere können sich winzig fast verlieren oder prominent im Vordergrund agieren. Solche Landschaften entsprechen dem Trugbild ländlicher Idylle, wo müssige Hirten friedlich weidende Tiere hüten oder Fischer am Wasser auf ihren Fang warten. Feine Herren und Damen geniessen die Natur und spazieren durch liebliche Auen. Wanderer müssen bisweilen auf gefährlich schmalen Wegen und Brücken über bedrohlichen Schluchten ihre Angst überwinden. Abwechslung für das Auge bieten auch mächtige fantastische Burgen oder Ruinen, die sich im Hintergrund erheben. Gewässer, seien es Seen oder Flüsse, gehören fast immer dazu, ferner Wald und oft ein Baum im Vordergrund, der als Repoussoir die Tiefenwirkung steigert. Über allem wölbt sich ein hoher, meist leicht bewölkter Himmel, der mindestens das obere Drittel des Bildes beansprucht.
Landschaften an Türen und Möbeln
Besonders viele bemalte Türen finden sich im ersten Stock des Konventsgebäudes im Süd- und Westflügel, wo sich das Priorat und die Gästezimmer befinden. Im Südflügel sind fast alle Türfüllungen mit Landschaften bemalt. Bei einfarbig übermalten Türen wurden vereinzelt Proben freigelegt, die zeigen, dass auch hier Malereien verborgen sind, bisweilen aus zwei verschiedenen Perioden. Anscheinend wurden die Räume des Priors besonders oft mit schmückenden Malereien versehen – ausser in der Tafelstube an den Türen waren dies wohl durchgehend Landschaften. Der Westflügel wurde in den 1720er-Jahren erbaut, musste aber bereits 1756 neu eingeteilt und statisch gesichert werden. Aus diesen beiden Bauphasen dürfte der Grossteil der bemalten Zimmer- und Schranktüren stammen.
Landschaften an Kachelöfen
Landschaften gehören zu den beliebtesten Motiven an Kachelöfen insbesondere des 18. Jahrhunderts. Das gilt auch in Ittingen.
Abgesehen vom Ofen im Refektorium, der Winterthurer Füllkacheln trägt, handelt es sich bei den übrigen Öfen der repräsentativen Räume um Steckborner Produkte. Fast immer sind Landschaften nicht alleiniges Thema, sondern sie sind kombiniert mit Darstellungen, die sich auf den Orden beziehen oder geistliche Motive wiedergeben.
Die Öfen in den zwei Gastzimmern mit den Darstellungen des heiligen Bruno beziehungsweise dem Memento mori an der Decke, ebenso die einfacheren in der Sakristei und in den beiden Zellen kamen erst bei der Restauration ab 1977 oder als Museumsstücke in die Kartause, weshalb sie hier nicht berücksichtigt werden.