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Grosses Chorgestühl

Herstellungsjahr: um 1700

Das grosse Chorgestühl der Priestermönche war 170150 vollendet. Als Vorbild diente das in Anlage und Zier verwandte Chorgestühl der Kartause Buxheim, erstellt von 1684 bis 1691. Das Gestühl nimmt drei Seiten des Chores ein. Die Schmalseite vor dem Lettner enthält beidseits der reich geschnitzten Tür je zwei Sitze, sogenannte Stallen. An den Längsseiten folgt zunächst je eine Tür zum Kreuzgang, durch welche die Priestermönche von den Zellen herkommend eintraten. Auf jeder Seite schliesst dann eine Reihe von neun Stallen an. Das Gestühl umfasst insgesamt 22 Sitze – mehr, als der Konvent Mönche zählte. So fanden auch auswärtige Mönche oder Geistliche Platz.

Das Gestühl präsentiert eine gewaltige Menge an bildlichen Motiven, die zweifellos mit Bedacht ausgewählt wurden. Sie bilden eine religiöse Gesamtschau, sodass sich die Mönche von einer stummen Predigt umgeben fühlen konnten, die ihnen die Ideale ihres Lebens vor Augen führen sollte. Hierarchisch fein abgestuft von oben nach unten erblickten die Konventualen die Monogramme Jesu und Marias in der Bekrönung als Symbole des Ursprungs ihres Glaubens. Die oberste Zone des Chorgestühls bilden Pflanzenranken, welche Gemälde umrahmen. Diese zeigen die Apostel als erste Nachfolger Christi. Über den Sitzen sahen die Mönche als Ansporn und Vorbilder Christus selbst, seinen engsten Umkreis und eine lange Reihe von Ordensgründern, umgeben von Symbolen. In den unteren Zonen schliesslich konnten sie sich selbst in ihren Eigenschaften und Tugenden erkennen, als weltabgeschiedene Mönche, die wie die Vorbilder ihr Leben Christus weihten.

50 Früh, Chorgestühle, S. 59–71.