Während der Ittinger Altar mit geöffneten Flügeln die Freude über die Geburt Jesu verkündet, erzählt er bei geschlossenen Flügeln vom Leiden. Was auf dem verlorenen linken Flügel zu sehen war, ist unbekannt; er dürfte der Passion Jesu gewidmet gewesen sein. Der rechte Flügel zeigt eine stehende schmerzhafte Muttergottes.¹⁹¹ Als in sich gekehrte, ernst wirkende Gestalt steht sie da, im blauen Mantel mit starren Falten. Ein riesiges Schwert dringt ihr ins Herz. Es ist dies die bildliche Umsetzung der prophetischen Worte des greisen Priesters Simeon, der sich bei der Darbringung des kleinen Jesuskindes im Tempel zwar freute, den Erlöser noch gesehen zu haben, aber Maria voraussagte, ein Schwert werde ihr durch die Seele dringen.¹⁹²

¹⁹¹ Historisches Museum Thurgau, Inv. T 118, Flügel 119 × 44,5 cm.
¹⁹² Lukas 2,25–35.