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Johannes von Nepomuk

Herstellungsjahr: um 1740

Technik: Ölgemälde

Masse: 162 × 119 cm

Johannes von Nepomuk lebte im 14. Jahrhundert. Geboren im böhmischen Städtchen Pomuk oder Nepomuk, wurde er Prieste und Generalvikar in Prag. Dort wurde er 1393 auf Befehl König Wenzels gefoltert und in der Moldau ertränkt. Er hatte nach der Legende den Zorn des Königs erregt, weil er das Beichtgeheimnis der Königin nicht preisgeben wollte. Johannes von Nepomuk erlangte seine grosse Bedeutung im 18. Jahrhundert; 1721 wurde er selig- und 1729 heiliggesprochen.
Der Heilige ist auf einem der grossen Bilder im kleinen Kreuzgang dargestellt.224 Er kniet an einem Betpult. Zwei Engel reichen ihm einen Schlüsselbund und einen Palmzweig. Links ist der Löwe des böhmischen Reiches zu erkennen. Das Wappen unten in der Mitte ist das Allianzwappen des Ehepaars Ignaz Joseph Rüpplin (1655–1728) und Maria Magdalena Herter. Rüpplin bekleidete zahlreiche wichtige Ämter der Landgrafschaft Thurgau und der Stadt Frauenfeld und war Gerichtsschreiber der Kartause. 1722 wurden er und sein Bruder von Kaiser Karl VI. in den Reichsfreiherrenstand erhoben. Er kann aber nicht der Stifter des Bildes sein, da dieses erst nach 1740 entstanden sein muss. Seine Vorlage ist nämlich ein Altarbild von Jacob Zanussi (gestorben um 1755) in St. Johann in Tirol, gemalt 1740.225 Auch Rüpplins Sohn Joseph Anton Bruno (1689–1757) war Gerichtsschreiber in Ittingen, allerdings zu viel geringerer Zufriedenheit der Kartause, wie Procurator Josephus Wech mitteilt.226 Wegen der Dienste seines Vaters überreichte ihm die Kartause 1741 trotzdem ein ansehnliches Geldgeschenk. Mit dem Gemälde könnte Joseph Anton Bruno Rüpplin um 1741 der Schenkung nachgeholfen oder aber sich dafür bedankt haben. Das Bildthema bestimmte er vielleicht weniger wegen der standhaften Schweigsamkeit Nepomuks, sondern eher, weil er die erwähnte Beziehung seines Vaters zu Karl VI., dem Förderer des damals aufkommenden Nepomukkults, ausdrücken wollte. Mit dem Allianzwappen seiner Eltern hat er noch deutlicher gemacht, dass er das Bild in Erinnerung an seinen Vater gestiftet hat, dem er sein Klosteramt und die Schenkung verdankte.

224 Stiftung Kartause Ittingen, Inv. SKI 23, 162 × 119 cm.
225 Früh, Johannes von Nepomuk.
226 Lehenbuch Uesslingen I, Staatsarchiv Thurgau, Sign. 7 42 41, S. 186ff.