Direkt zum Inhalt springen

Der heilige Gerold

Herstellungsjahr: um 1735

Technik: Ofenmalerei

Auf einer der Steckborner Kacheln am Refektoriumsofen ist der heilige Gerold zu sehen. Die Malerei ist teilweise abgesplittert, sodass nicht mehr alle Details erkennbar sind. Gerold kniet, in ein schlichtes braunes Gewand gehüllt, vor einem Felsblock, auf dem ein Kruzifix steht und an den ein Messer angelehnt ist. Ein Engel nähert sich dem Heiligen. Was er ihm überreicht, ist nicht mehr sichtbar. In den Wolken schweben Putten, und in strahlender Helligkeit erscheint fern am Himmel die Muttergottes. Links wartet Gerolds Esel, im Hintergrund treiben zwei Jäger einen Bären herbei. Wegen des Bären hielt man den Heiligen zunächst für Gallus, dessen Attribut der Bär ist, doch passen die Details nicht zu seiner Legende. Hingegen stimmen die Elemente zum heiligen Gerold (gestorben um 1100).227 Seine Geschichte erzählt, dass er sich mit einem Esel, der ihm sein Hab und Gut trug, auf den Weg machte, um Einsiedler zu werden. Dort, wo der Esel bockte, liess er sich nieder. Er habe, berichtet die Legende, von Engeln Trost und bisweilen auch Nahrung erhalten. Als einst nicht weit von seiner schlichten Unterkunft eine Bärenjagd veranstaltet wurde, floh das wilde Tier zu Gerold, der es aufnahm und die Jagdhunde mit seinem Stock abwehrte. Der Bär blieb bei ihm und half ihm, Steine, Holz und Wasser zu tragen. Vor seinem Tod schenkte Gerold seine Einsiedelei dem Kloster Einsiedeln, das dort die Propstei St. Gerold errichtete. Die Kartäuser dürften in Gerold einen vorbildlichen Einsiedler des Mittelalters gesehen und sich mit ihm geistesverwandt gefühlt haben.

227 Salzgeber, Gründungsgeschichte von St. Gerold.