Werke der Mönche
Herstellungsjahr: um 1700
Technik: Holzschnitzerei
Die Lebensaufgabe der Kartäuser bestand in der intensiven Hinwendung zu Gott. Dabei sollten sie die mönchischen Tugenden befolgen und Tätigkeiten wie Gebet und Gesang, aber auch dem Studieren und Schreiben von Büchern nachgehen. Vielleicht kann man diese Aspekte des Mönchslebens an der Brüstung erkennen, die das Chorgestühl nach vorn abschliesst.
Die Brüstung ist verhältnismässig weit von den Sitzen entfernt, da sich die Kartäuser im Laufe der Liturgie bisweilen vor den Sitzen demütig auf den Boden legten. Oben weist die Brüstung auf der Innenseite eine Pultfläche zur Ablage von Büchern auf. Aussen zeigt sie zwischen den einzelnen Feldern Pilaster, die mit Gaben der Natur sowie Gehängen von Musikinstrumenten, Büchern und Rosenkränzen geschmückt sind. Die einander gegenüberliegenden Pilaster sind jeweils gleich gestaltet. Während in den Sockelfiguren die Tugenden der Kartäuser verkörpert waren, erkannten sie im Schmuck der Brüstung die Werke, die sie verrichten sollten.
An den äusseren Pilastern der quergestellten Brüstungen hängen Trauben – Symbol für freiwillige Armut und Beharrlichkeit –, an den mittleren Ährenbündel, die gute Werke und Anstrengung veranschaulichen. In diesem Bereich der Kirche, dem in der Bekrönung des Chorgestühls Christus und seine Apostel zugeordnet sind, können Trauben und Ähren auch an die in der Messe dargebrachten Gaben der Eucharistie, Wein und Brot, erinnern.
An den Längsseiten der Brüstung sind folgende allegorische Schnitzwerke angebracht:
– Rosen über einem Lilienstock, Symbol für das Gebet unter Tränen, die Keuschheit und die Betrachtung des Gekreuzigten.
– Musikinstrumente über einer Lilie, Symbol für den Psalmengesang der Mönche.
– Gebetsrosenkränze mit Zählkugeln und Kreuzen über einer Tulpe, Symbol für die Gebete.
– Bücher, Symbol für Beständigkeit und Anstrengung, aber wohl auch die Schriften, die die Mönche lesen oder selbst schreiben.
– Blumen, Symbol für Gelübde sowie auch für die Tränen der religiösen Menschen.
– Über Tulpe und Maiglöckchen hängt Lorbeer, Symbol für freiwillige Armut und Keuschheit.
– Muscheln, Symbol für Tugendhaftigkeit im Verborgenen.
– Ringelblumen, Symbol für religiöse Heiterkeit.
– Gartenfrüchte, Symbol für die Früchte, die der Mönch durch seine Werke bringen soll.