Miserikordien
Herstellungsjahr: um 1700
Technik: Holzschnitzerei
Möglicherweise sind am grossen Chorgestühl auch Allegorien auf «die Welt» zu finden, welche die Mönche zugunsten des Klosterlebens verlassen haben.
Diese Figuren finden sich versteckt unter den Sitzflächen der Stallen. Wenn die Sitze in die Höhe geklappt werden, kommen die sogenannten «Miserikordien» zum Vorschein, die beim langen Stehen während des Gottesdienstes als Stütze dienten. Der Ausdruck kommt vom lateinischen Wort «misericordia» (Erbarmen), da man sich der müde werdenden Mönche erbarmte und ihnen gewissermassen einen kleinen Notsitz gewährte. Die Miserikordien sind als Grimassen schneidende Gesichter gestaltet, die eher humorvoll als böse und dämonisch wirken. Verkörpern sie die Welt, der die Mönche zwar den Rücken zukehrten, auf die sie sich aber doch stützen mussten, weil sie letztlich auf sie angewiesen waren? Bezeugt ist diese Interpretation allerdings nicht, vielleicht folgen die Schnitzereien auch nur der Tradition der Holzbildhauer, kommen solche Miserikordien doch an vielen Chorgestühlen vor.