Helvetia Sancta von Heinrich Murer
Herstellungsjahr: um 1634
Dass Heinrich Murer (1588–1638) in Ittingen eintrat, wurde für die Kartause zum Glücksfall. Sein Halbbruder Johann Ludwig Pfyffer schenkte dem Kloster eine gewaltige Summe Geld, die zur Initialzündung für eine lang anhaltende Blütezeit wurde. Heinrich Murer selbst verfasste – neben der Ausübung seines Amts als Procurator – umfangreiche historische Handschriften: eine über die Bistümer und Klöster der Schweiz mit dem Titel Theatrum Ecclesiasticum Helvetiorum30 und das Chronicon Ittingense über die Geschichte der Kartause Ittingen.31 Gedruckt wurde als einziges seine Helvetia Sancta. Das Manuskript dazu liegt heute in der Kantonsbibliothek Thurgau in Frauenfeld.32
Die gedruckte Ausgabe durfte Murer allerdings nicht mehr in Händen halten, denn das Werk erschien erst 1648, zehn Jahre nach seinem frühen Tod im Alter von 50 Jahren. Diese erste, reich illustrierte Ausgabe erschien in Luzern bei David Hautt. Eine zweite Ausgabe wurde 1751 in St. Gallen ohne Bilder gedruckt, da die Druckplatten wohl einem Brand der Druckerei Hautt zum Opfer gefallen waren.
Murer erzählt in seinem Werk in 57 Kapiteln die Lebensgeschichten von Heiligen und Seligen, in der chronologischen Reihenfolge ihrer Lebensdaten. Den meisten Kapiteln ist zu Beginn eine Illustration beigegeben. Diese Abbildungen sind von einem lateinischen Gedicht begleitet, jeweils vier Distichen, die das Geschehen zusammenfassen. Die Texte selbst sind lang und ausführlich. Murer wandte sich an geduldige Leser, die jede Geschichte gründlich studieren wollten. Das Werk enthält im Manuskript 55 Abbildungen, in der gedruckten Ausgabe 39. Die Vorzeichnungen zu den meisten gedruckten Bildern stammen von Johannes Asper, der vermutlich auch den Klosterband illustriert hatte. Sie wurden vom Zürcher Rudolf Meyer (1605–1638) in Radierungen umgesetzt. Einige wenige Bildentwürfe trug auch Meyer bei, so jenen für das Titelbild.33 Von allen Heiligengeschichten der Helvetia Sancta werden im Folgenden nur die Bilder zu Johannes Wagner und Niklaus von Flüe behandelt, da Wagner Laienbruder in Ittingen war und Bruder Klaus hier besonders verehrt wurde.
30 Solovey, Theytrum.
31 Originale Handschriften in der Kantonsbibliothek Thurgau in Frauenfeld, Sign. Y 96–118. Kopien aller bekannten handschriftlichen Chroniken Murers Sign. Y 96 kop–Y 118 d kop.
32 Murer, Helvetia Sancta, Entwurf.
33 Früh, Vorzeichnungen.