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Ansicht der Kartause Ittingen

Erstellt von: Lucas Wiestner

Herstellungsjahr: 1691

Technik: Ölgemälde der heiligen Maria Magdalena (Ausschnitt)

Auf einem der grossformatigen Ölgemälde im grossen Kreuzgang ist die heilige Maria Magdalena abgebildet. Links der Figur liegt im Hintergrund die Kartause Ittingen, was belegt, dass das Bild spezifisch für das Kloster bestimmt war. Es wurde gemäss Signatur 1691 von Lucas Wiestner gemalt und von einem unbekannten Protonotar gestiftet, wie das kleine Wappen zu Füssen der Heiligen ausweist, auf dem die Funktion des Protonotars im Motiv in der Bekrönung ablesbar ist. Im Gegensatz zu den bisherigen Bildern ist hier nicht nur die ganze Anlage zu sehen, sondern auch, was ausserhalb der Klostermauer steht. Die Architektur hat sich kaum verändert, jedoch sind vor allem im Wirtschaftshof einige Neuerungen festzustellen.
Am Südtrakt der Konventbauten ist der östliche Risalit nicht mehr zu sehen. Im Wirtschaftshof wurde 1680 die grosse Scheune erneuert. Sie belegt nun auf diesem Bild die ganze Länge von der Ecke der Klostermauer bis zum Westtor. Bei der nördlichen Ecke der Klostermauer ist erstmals die 1684 erbaute Sennerei zu entdecken. Das Bienenhaus ist aus dem Wirtschaftshof an den Anfang der Umfassungsmauer der Mönchszellen versetzt worden. Auf der Brunnensäule vor der Mühle steht wohl bereits die Laurentiusstatue, die demnach in den 1680er-Jahren entstanden sein dürfte. Das grosse Südtor hat ein neues Aussehen erhalten, es ist jetzt durch einen Dreiecksgiebel hervorgehoben. Dieser Neubau entstand 1686. Das Gebäude rechts daneben mit Pförtnerhaus und Stall scheint recht gross, hingegen fehlt der Teil, der sich auf dem Brunobild und in Agio Melos bis über das Portal hinwegzieht. Südlich des Portals ist ein grosses Kruzifix aufgestellt, weiter ziehen sich Mühlen und Sägen dem Bach zur Thur entlang, die aufgrund der nachfolgend aufgeführten Zeichnung als solche identifiziert werden können. An der Strasse entlang der Südmauer steht bei der Südostecke ein Gartentor, etwas dahinter befindet sich der Bildstock, der ebenfalls in der folgenden Zeichnung erläutert wird. An der Nordostecke der Klostermauer schliessen sich – auch zum ersten Mal zu sehen – das Waschhaus am Teich und das weiter entfernte Brunnenhaus an. Schliesslich thront die Kapelle Warth auf dem Hügel über den Reben.
So zeigt uns Lucas Wiestner, der sich persönlich in Ittingen aufgehalten haben dürfte, hier den damals neuesten Stand der gesamten Klosteranlage. Obwohl die Darstellung nur den Hintergrund eines Heiligenbildes formt, ist sie um eine wirklichkeitsgetreue Wiedergabe bemüht.