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Plan und Ansicht der Kartause Ittingen

Erstellt von: Josephus Wech

Herstellungsjahr: um 1745

Technik: Zeichnung

Bei der Interpretation des Klosterneuburger Gemäldes hilft ein Vergleich mit einigen Werken des überaus tüchtigen Procurators Josephus Wech.
Josephus Wech (1702–1761), aus einer Konstanzer Patrizierfamilie stammend, legte 1724 in Ittingen die Profess ab und war von 1743 bis zu seinem Tod 1761 hier Procurator. Durch sein ausserordentlich geschicktes Wirtschaften leitete er eine Blütezeit Ittingens ein. Er verfasste ein immenses Werk, das ihm und den kommenden Procuratoren als Grundlage für die Verwaltung diente. Ab 1745 schuf er einen riesigen Güterplan,66 dazu 39 ausführliche Urbare samt einem Register, aus Sicherheitsgründen in dreifacher Ausführung – insgesamt fast 120 Folianten!67 Besonderen Erfolg hatte er durch die bedeutende Ausweitung des Weinhandels, einer Haupteinnahmequelle des Klosters.68 Es ist gewiss nicht zuletzt ihm zu verdanken, dass die Kartause im 18. Jahrhundert zum reichsten Kloster im Thurgau wurde und ihre Bauten entsprechend auszuschmücken vermochte.
Aufgrund einer Neuvermessung des Gebiets zeichnete Josephus Wech den Güterplan, eine Karte von über fünf Meter Länge, die genau über den Besitz der Kartause Auskunft gab. Darauf ist auch der Grundriss der Kartause zu sehen, darüber hinaus hat er den Grundriss immer wieder in verschiedenen Urbaren gezeichnet, so im mehrbändigen Urbarium über die Eigengüter, aus dem hier der Ausschnitt aus der Karte eines grösseren Gebiets zu sehen ist. 69 Dieser dürfte sehr zuverlässig sein, da Wech sich gründlich mit Vermessung und Kartenzeichnung auseinandergesetzt hat.

In einem anderen Band des gleichen Urbars ist sogar eine aquarellierte Ansicht überliefert.70 Auf dem sorgfältig gezeichneten Bild ist zu erkennen, wie sich der neue Westflügel von 1728 präsentierte. Die Vorhalle mit dem gesprengten Giebel vor der Kirche ist verschwunden. Über die Länge verteilt, aber nicht ganz symmetrisch, sondern nach rechts verschoben, führen drei kleine Treppen in die Räumlichkeiten. Der schon länger bestehende südliche Risalit ist über eine links der Fassadenmitte liegende Doppeltreppe erschlossen, im nördlichen Risalit existiert schon der heute noch erhaltene Eingang in den grossen Keller, der sich unter dem ganzen Westflügel hinzieht. Dieser Keller ist wesentlich tiefer als der seit langer Zeit bestehende Nordkeller, der jetzt nur noch von Norden oder Osten her zugänglich war.
Auf den Grundrissen und in der Zeichnung ist auch der Fischgehalter im östlichen Garten zwischen der Mauer der Zellengärten und der grossen Klostermauer zu sehen. Auf späteren Ansichten ist deutlicher erkennbar, dass oberhalb des gemauerten Erdgeschosses die Wände aus senkrechten Balken mit Zwischenräumen gestaltet sind, sodass genügend Luft für die Fische einströmen konnte, sie aber auch vor Vögeln geschützt waren. Vorn verlassen zwei kleine Wasserläufe das Gebäude und vereinigen sich zu einem Bach, der zuerst den Gemüsegarten entlang, dann unter der Mühle hindurch in die Pferdeschwemme fliesst. Der Fischgehalter ist nach der Aufhebung des Klosters verschwunden, doch bildet der Wasserkanal dort heute noch eine scharfe Biegung.71

66 Stiftung Kartause Ittingen, Inv. SKI 57, deponiert im Staatsarchiv Thurgau, Sign. 7’42’557.
67 Viele davon werden im Staatsarchiv Thurgau aufbewahrt.
68 Ackermann, Vom Wein.
69 Urbarium über die Eigengüter, Teil II, 1. Band, Stiftung Kartause Ittingen 1, deponiert im Staatsarchiv Thurgau, Sign. 7’42’501.
70 Urbarium über die Eigengüter des Klosters Ittingen, Teil I, 2. Band, Stiftung Kartause Ittingen, deponiert im Staatsarchiv Thurgau, Sign. 7’42’523.
71 Wasserplan bei Ganz, Von einst zu jetzt, S. 160.