Ansicht der Kartause Ittingen
Herstellungsjahr: 1757
Technik: Ölgemälde
Masse: 43,5 × 56 cm
Ein Ölgemälde auf Holz zeigt in einer Kartusche am unteren Rand die Inschrift «Cartusia S.ti Laurentii in Ittingen».72 Rechts im Kompass fand sich das Datum 1757, das 1946 bei einer Restaurierung falsch mit 1557 überschrieben wurde. Dass die Ansicht aber aus dem 18. Jahrhundert stammt, wird vor allem am Baubestand deutlich, insbesondere an der Gestaltung des Westflügels am kleinen Kreuzgang. Der 1728 neu gebaute Westflügel drohte nämlich schon nach weniger als 20 Jahren einzustürzen, weil er auf schlechtem Baugrund stand und zu schwach konstruiert war. Procurator Josephus Wech schildert, dass der ganze Westflügel samt Nordrisalit mit Bogenreihen im grossen Keller und darauf stehenden starken Mauern gesichert werden musste. Die Stützmauern wurden bis auf die Höhe des Obergeschosses geführt, wodurch sich teils eine neue Inneneinteilung der Räume ergab. Die Bogenreihen im Keller und Reste des mit Stuckdecken ausgestatteten alten Westflügels zeugen noch heute davon.
Neu gestaltet wurden aber auch die Zugänge zu diesem instand gesetzten Westflügel. Die kleinen Treppen blieben bestehen, was sich auf dem Ölgemälde nicht genau erkennen lässt. Neu war ein repräsentativer Eingang in der Achse der Kirche eingelassen. Allerdings ging das nicht ohne einige Konzessionen. Um den Eintritt möglichst frontal zur Kirche zu führen und wegen der neuen Stützmauern musste der äussere Eingang möglichst weit nach links geschoben werden. So entstand aussen eine asymmetrische Treppe. Vermutlich wurde der alte Eingang mit dem gesprengten Giebel der ehemaligen Vorhalle der Kirche neu genutzt. Darauf wurde später die Jahreszahl 1756 angebracht, die den Zeitpunkt der Sanierung angibt. Für die ursprünglich im Giebelfeld stehende Marienstatue wurde das Obergeschossfenster über dem Portal auf originelle Weise zur Muschelnische umgestaltet. Das Ölgemälde entstand unmittelbar nach Vollendung der schwierigen Rettung des Westflügels. Eine Beobachtung sei hier noch angefügt: Zwischen Pferdestall und Küchengarten erscheint auf dem Bild das rote Dach eines Häuschens, dessen Zweck unklar ist. Genau dort hat die Archäologie Fundamente eines kleinen, schräg stehenden Gebäudes gefunden, das wohl spätestens beim Bau des 1828 datierten Abgangs zum Kellerhaus abgebrochen wurde.73 Ausserdem ist das Bienenhaus gemäss dieser Ansicht offenbar erneut versetzt worden, von der Umfassungsmauer der Zellen an die Nordmauer des Wirtschaftshofs.
72 Historisches Museum Thurgau, Inv. T 2809, 43,5 × 56 cm.
73 Eingezeichnet rechts beim Kellerhaus auf dem Plan in Ganz, Von einst zu jetzt, S. 160.