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Ansicht der Kartause Ittingen

Erstellt von: Johann Conrad Weber

Herstellungsjahr: um 1830

Technik: Lithografie

Der Frauenfelder Lithograf Johann Conrad Weber schuf zwei Ansichten Ittingens, eine klein- und eine grossformatige. Auf der grossen ist recht genau zu erkennen, wie sich die Anlage kurz vor der Aufhebung des Klosters präsentiert hat.75 Deshalb sei sie hier erwähnt, obwohl es sich nicht um eine «interne» Sicht handelt, sondern um einen zum Verkauf bestimmten Druck, der sogar noch heute ab und zu im Handel auftaucht. Die Inschrift erläutert nicht den Bau, sondern erzählt die Geschichte nach: «Die Carthaus Jttingen an der Thur bei Frauenfeld im Canton Thurgau von drei Brüdern und letzten Sprossen der Freiherren und Truchsässen von Jttingen 1128 zu einer Probstei regulirter Chorherrn bestimmt, aber 1461 mit Päbstlicher Bewilligung von dem letzten Probste Willhelm Sindhart an den Cartheuser Orden überlassen.»76
Die grösste bauliche Veränderung ist bei der oberen Mühle festzustellen. Sie ist mit ihren Nebenbauten unter ein durchgehendes Dach gesetzt und gegen den Pferdestall um die heutige Kornschütte verlängert worden. Zwischen den Zellen im Osten und der grossen Klostermauer wurde der bisherige Krautgarten in einen Ziergarten mit einem Gartenhaus am Nordende verwandelt. Der Eingang von Osten ist neu gestaltet worden, indem nun ein direkter Weg vom Warther Tor bis zum Wirtschaftshof führt, entlang der Umfassungsmauer der Zellen. Das hatte Auswirkungen auf den  Garten, der dadurch im Norden verkleinert wurde. Das Südtor hat inzwischen die heutige Form mit der krönenden Statue des heiligen Bruno erhalten, die auf 1824 datiert ist. Das Gitter, welches das Tor verschliesst, wurde 1834 erbaut und ist hier wohl noch nichtmontiert, was die bisherige Datierung des Blattes um 1840 auf etwa zehn Jahre früher verschieben würde. Erstmals ist das 1768 errichtete «offene Häuslein für Reisende und andere» zu sehen. An dessen Stelle und in der bisherigen Schmiede liess Victor Fehr 1910 die Wohnung für den Meisterknecht erbauen, heute die Rezeption des Hotels und die Büros der Stiftung Kartause Ittingen. In der Verlängerung des Pferdestalls ist das kleine Dach des neu entstandenen Kellerhauses zu sehen, dessen Eingang heute kaum mehr lesbar mit der Jahreszahl 1828 datiert ist.77

75 Stiftung Kartause Ittingen, Inv. SKI 259, 53 × 42,9 cm.
76 Der letzte Propst der Augustiner wird hier irrtümlich Sindhart statt Neidhart genannt.
77 Ackermann, Vom Wein, S. 29, 32.

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