Laurentius, Martyrium

Erstellt von: Johann Michael Rauchmiller
Herstellungsjahr: um 1700
Technik: Altarbild
Eindringlich ist das grausame Geschehen im Oberbild des Sakristeialtars zu sehen.99 Links thront der römische Kaiser Valerian unter einem Baldachin, im Hintergrund sind eine Stele mit eine Statue, möglicherweise des Sonnengottes Sol, und ein Kuppelbau als Kennzeichnung des Schauplatzes Rom zu sehen. Vorn mühen sich zahlreiche römische Krieger und Knechte, das Feuer zu schüren und den Gequälten mit einem weissen Tuch auf dem Rost zu platzieren.
Rechts sind weitere Personen zu sehen, darunter ein alter bärtiger Mann, der mit dem Finger zur Statue weist und damit vielleicht andeutet, dass das Leiden durch die Besinnung auf die römischen Götter vermieden werden könnte. Laurentius jedoch wende sich zum Licht, wo zwei schwebende Putten Lorbeerzweig und -kranz bereithalten, den Lohn für das Martyrium. Das Bild soll Hoffnung wecken, dass nach allem Dunkel des Lebens das ewige Licht wartet.
Dem Maler stand zweifellos eine Vorlage zur Verfügung. Diese geht auf ein Ölbild zurück, das der französische Maler Eustache Le Sueur um 1650 für eine Kapelle in der Pariser Pfarrkirche St.-Germainl’Auxerrois gemalt hatte.100 Davon existierte ein seitenverkehrter Kupferstich des Künstlers Gérard Audran aus Paris, den der Stecher dem Prior der Pariser Kartause widmete.101 Diesen Stich muss der Maler des Bildes in der Sakristei benutzt haben. Er diente auch andernorts als Vorlage für Altarbilder.102 Für Ittingen musste der Maler allerdings die Komposition vom Hochformat des Kupferstichs in ein Breitformat umgestalten, was zu einigen Veränderungen führte.
99 Stiftung Kartause Ittingen, Inv. SKI 149, 62 × 103 cm. Das Bild erhielt eine einzelne Inventarnummer, bevor der Altar in der Sakristei rekonstruiert wurde.
100 Heute in Boughton House, Kettering (Northamptonshire), Collection of the Dukes of Buccleuch and Queensberry.
101 Graphische Sammlung ETH Zürich, Inv. D 13150, 72,8 × 40,9 cm.
102 So z.B. im deutschen Vilzing bei Cham im Bayerischen Wald und im österreichischen Stift Schlägl.