Eine der Miniaturen aus dem Klosterband zeigt einen Kartäuser, der neben einem Lorbeerbaum vor der Ittinger Klosteranlage steht.¹⁴⁸ Hinter dunklen Wolken bricht die Sonne hervor, was sicher auch symbolisch darauf hindeuten soll, dass Ittingen nun nach dunklen Zeiten hell erstrahlte. Denn mit grösster Wahrscheinlichkeit handelt es sich bei dem Kartäuser nicht um irgendeinen Mönch, sondern um Prior Bruno Müller, dem der ganze Klosterband gewidmet war. Auch dem späteren Prior Antonius von Seilern, der das Bild in seinem eigenen Werk Chronicon verwendete, scheint dies bewusst gewesen zu sein. Er fügte das ausgeschnittene Bild im Chronicon an einer Stelle ein, wo er aufzählt, welche Kartäuser zur Zeit des Dreissigjährigen Kriegs während Prior Brunos Amtszeit in Ittingen aufgenommen wurden. Ittingen in der kriegsverschonten Eidgenossenschaft beherbergte damals viele geflüchtete Kartäuser aus den umgebenden Ländern. Die meisten von ihnen wurden nach einiger Zeit in weitere Kartausen verteilt, fanden aber hier zuerst einmal etwas Ruhe. Dies war übrigens die einzige Zeit, in der Ittingen überbelegt war und zeitweise mehr Mönche als Zellen zählte. Prior Bruno war damals also nicht nur der Retter der Kartause Ittingen aus der Verschuldung, sondern wurde auch zum helfenden Vater für zahlreiche auswärtige Kartäuser.

¹⁴⁸ Necrologium, Miniatur 20,5 × 16 cm.