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Kreuzigung

Herstellungsjahr: 18. Jh.

Technik: Ölgemälde an Sekretär

Es war vermutlich der Prior, der das Leiden Christi auf einem aufwendig gearbeiteten Schreibmöbel vor Augen hatte. Es stand bei der Klosteraufhebung im Priorat und wird im Inventar erwähnt: «1 Schreibtisch mit Aufsatz und geschnitztem Fussgestell». 1852 wurde das Möbel «laut Gantrodel 174» verkauft.174 1898 gelangte es als Geschenk an das Museum zu Allerheiligen Schaffhausen, das es Ittingen als Leihgabe zur Verfügung stellt.175 Es handelt sich um einen zweiteiligen Sekretär. Der vierseitige Unterbau dient als Schrank; unten ist er mit einer ausziehbaren Fussunterlage versehen, zwei Schubladen daneben sind fast unsichtbar. Unter der Schreibplatte konnte in einer niedrigen Schublade das Schreibzeug aufbewahrt werden. Darüber erhebt sich ein hoher Aufsatz mit vielen Schubladen, teilweise in kunstvoll geschwungener Form, die einst mit einem raffinierten Mechanismus verriegelt werden konnten. In der Mitte dieses Oberteils ist in die Kastentür ein Ölbild mit der Kreuzigung Christi eingefügt. Dahinter verbergen sich weitere Schubladen. Im Rahmen rund um das Bild entdeckt man fein geschnitzte Reliefs der Leidenswerkzeuge, teilweise ergänzt durch kleine Malereien. Zuoberst bilden zwei geschnitzte Vasen mit Flammen den Abschluss. Dazwischen erhebt sich ein weiteres Ölbild, das den heiligen Bruno darstellt, ebenfalls in reich geschnitztem Rahmen, oben mit einer gekrönten Kartusche mit dem Monogramm Marias. Das Möbel, das in seiner Gesamtform an einen Altar erinnert, könnte möglicherweise in Ittingen selbst vom Laienbruder Josephus Grimbach angefertigt worden sein. Der Prior nutzte es wohl zur Aufbewahrung von Schriftstücken oder gar Geld. Leider wurden die einst angebrachten Papierstreifen mit Anschriften zum Inhalt der Schubladen mehrheitlich abgelöst. Heute ist lediglich noch zu erkennen, dass eine Schublade für Almosen sowie vermutlich für Messopfer («Eleemo […] et pro pij […] plicandae») bestimmt war, und eine andere für fremde Hinterlegungen («Deposita aliena»).
Das Bild der Kreuzigung ist eindringlich gestaltet. Es zeigt Christus am Kreuz zwischen den beiden Schächern. Zu jenem rechts steigt ein Scherge auf einer Leiter empor und ist im Begriff, ihm die Beine zu brechen. Rechts vorn stützt der Jünger Johannes die in Ohnmacht gefallene Maria, während Maria Magdalena klagend und betend am Fuss des Kreuzes kniet. Links stösst der römische Hauptmann Longinus seine Lanze in Christi Seite. Durch die Farbgebung und Beleuchtung unterstreicht der unbekannte Maler die Dramatik des Geschehens. Weiss leuchtet der Körper Christi vor dem fast ganz verfinsterten Himmel, vorn rechts und links stechen das helle Obergewand Marias und das Hinterteil des Pferdes hervor, sodass die hellen Partien ein Dreieck bilden. Bei den übrigen Personen, die annähernd in einem auf die Spitze gestellten Dreieck angeordnet sind, dominiert die Farbe Rot.

174 Inventar Aufhebung 2.
175 Dauerleihgabe Museum zu Allerheiligen Schaffhausen, Inv. TD 153, 310 × 142 × 85 cm.